Blende, ISO und Verschlusszeit einfach erklärt

Blende, ISO und Verschlusszeit einfach erklärt

In der analogen Fotografie ist keine Automatik da, die dir alles abnimmt. Und genau das macht den Reiz aus: Du hast die volle Kontrolle über Belichtung und Bildwirkung. Doch um gute Ergebnisse zu erzielen, musst du die drei Grundpfeiler der Fotografie verstehen: Blende, ISO und Verschlusszeit – auch als das „Belichtungsdreieck“ bekannt.

In diesem Ratgeber lernst du einfach und praxisnah, wie diese drei Elemente zusammenspielen – speziell im Kontext der Analogfotografie. Du erfährst, was sie bedeuten, wie du sie einstellst und welchen Einfluss sie auf deine Bilder haben.

Was ist das Belichtungsdreieck?

Das Belichtungsdreieck beschreibt die drei Faktoren, die zusammen bestimmen, wie viel Licht auf deinen Film trifft – und wie dein Foto am Ende aussieht:

  • ISO (Lichtempfindlichkeit)
  • Blende (f/) – wie weit das Objektiv geöffnet ist
  • Verschlusszeit (s) – wie lange Licht auf den Film fällt

👉 Alle drei beeinflussen sowohl die Helligkeit des Bildes als auch seinen Charakter.

In der digitalen Fotografie kannst du sie flexibel anpassen. In der Analogen ist die ISO jedoch durch den eingelegten Film fix – darum musst du mit Blende und Verschlusszeit umso bewusster arbeiten.

Warum diese Begriffe für analoge Fotografie entscheidend sind

Viele moderne Kameras regeln Belichtung automatisch. Analoge Kameras (vor allem die klassischen SLRs oder Messsucher) geben dir jedoch die volle Kontrolle – oder fordern sie zumindest ein.

🔧 Du musst selbst entscheiden:

  • Wie groß ist die Blendenöffnung?
  • Wie lange belichte ich?
  • Passt das zur Empfindlichkeit meines Films?

Das macht analoge Fotografie langsamer, bewusster – aber auch kreativer.

ISO – Die Lichtempfindlichkeit deines Films

In der Analogfotografie bestimmst du die ISO nicht digital – du legst sie mit dem Film fest.

🧾 Was bedeutet ISO?

ISO gibt an, wie empfindlich dein Film auf Licht reagiert:

  • ISO 100–200: Für sehr helle Lichtverhältnisse
  • ISO 400: Der Allrounder – gut bei Tageslicht & bewölktem Himmel
  • ISO 800+: Für Innenräume oder Nachtfotografie

🛠 Was du wissen musst:

  • Einmal eingelegt = festgelegt. Du kannst ISO nicht spontan ändern.
  • Es bestimmt, wie „hell“ dein Bild bei einer bestimmten Blende/Zeit wirkt.
  • Je höher die ISO, desto gröber das Filmkorn – das kann ein Stilmittel sein.

📌 Push/Pull?
Es ist zwar möglich, einen Film absichtlich heller oder dunkler zu belichten als seine ISO – und das bei der Entwicklung auszugleichen. Das nennt man Push- oder Pull-Entwicklung.
➡️ Dazu mehr in einem eigenen Beitrag.

Blende – Die Öffnung, durch die Licht fällt

Die Blende (angegeben in f-Zahlen, z. B. f/2.8, f/8, f/16) bestimmt, wie groß die Öffnung im Objektiv ist – also wie viel Licht hindurchgelassen wird.

🔍 Beispielwerte:

  • f/2.8 = große Öffnung → viel Licht, geringer Schärfebereich
  • f/16 = kleine Öffnung → wenig Licht, großer Schärfebereich

🎯 Was bewirkt die Blende?

  • Belichtung: Je weiter offen (kleine Zahl), desto heller
  • Schärfentiefe: Je kleiner die Blende (große Zahl), desto mehr ist im Bild scharf

📷 Merksatz: Kleine Zahl = große Öffnung = geringe Schärfentiefe = viel Licht
Große Zahl = kleine Öffnung = viel Schärfe im Hintergrund = wenig Licht

Verschlusszeit – Wie lange das Licht auf den Film trifft

Die Verschlusszeit (z. B. 1/500s, 1/60s, 1s) gibt an, wie lange der Verschluss geöffnet bleibt, um den Film zu belichten.

🕒 Kurze Verschlusszeiten (z. B. 1/1000s):

  • Geringe Belichtungsdauer → ideal für bewegte Motive
  • „Einfrieren“ von Bewegung (z. B. Straßenfotografie, Tiere)

🕯 Lange Verschlusszeiten (z. B. 1/15s, 1s):

  • Mehr Licht, aber auch Bewegungsunschärfe
  • Ideal für Low-Light oder kreative Effekte

📌 Tipp: Alles unter 1/60s = Stativ empfehlenswert, sonst Verwacklungsgefahr!

Belichtung in der Praxis: So findest du die richtige Kombination

Angenommen, du verwendest einen ISO 200 Film bei Tageslicht.
Du möchtest ein Porträt fotografieren mit unscharfem Hintergrund. Dann wäre eine große Blende (z. B. f/2.8) sinnvoll.
Damit das Bild nicht überbelichtet wird, musst du eine kurze Verschlusszeit (z. B. 1/1000s) wählen.

📸 Beispiel-Setup bei Sonne:

  • ISO 200 (Film)
  • Blende f/2.8
  • Verschlusszeit 1/1000s

Oder:

  • Blende f/8
  • Verschlusszeit 1/125s

Es gibt kein „richtig“ – sondern das richtige Zusammenspiel. Entscheide je nach Licht und gewünschtem Effekt.

Belichtungsmesser & Sunny-16-Regel

Wenn deine Kamera keinen Belichtungsmesser hat (oder du bewusst manuell arbeiten willst), helfen dir zwei Methoden:

📱 Externer Belichtungsmesser / App

  • Zeigt dir anhand von Lichtmessung die passende Blende/Verschlusszeit für deinen ISO-Wert
  • Apps wie „LightMeter“ oder „myLightMeter“ sind kostenlos und sehr hilfreich

☀️ Sunny-16-Regel

Eine Faustregel für Aufnahmen bei Tageslicht:

„Bei Sonne: Blende f/16 und die Verschlusszeit = 1/ISO

Beispiel:

  • ISO 200 → 1/200s Verschlusszeit bei f/16

Du kannst dann kreativ anpassen:

➡️ Blende öffnen = Verschlusszeit verkürzen
➡️ Blende schließen = Verschlusszeit verlängern

Bonus: Was ist Push/Pull-Entwicklung? (nur kurz erklärt)

Push: Du belichtest einen Film unter seinen eigentlichen ISO-Wert, entwickelst ihn aber „länger“, damit er heller wirkt.
Pull: Du belichtest „über“, entwickelst „weniger“.
Das hat starke Auswirkungen auf Kontrast, Korn & Tonalität – aber auch Risiken.

📌 Für Anfänger:innen besser: Immer auf korrekte ISO-Belichtung achten.
Wir widmen dem Thema bald einen eigenen Blogpost.

Fazit – Wenn du Blende, ISO und Zeit verstehst, wirst du analog sicher

Das Verständnis von Blende, ISO und Verschlusszeit ist der Schlüssel zur kreativen und bewussten Analogfotografie. Auch wenn ISO im analogen Kontext festgelegt ist, hast du mit Blende und Zeit zwei mächtige Werkzeuge in der Hand, um Stimmung, Schärfe und Belichtung deines Bildes zu formen.

➡️ Mach dir bewusst:

  • Welche Lichtverhältnisse habe ich?
  • Was will ich darstellen? Bewegung oder Ruhe? Schärfe oder Bokeh?
  • Wie ist mein Film aufgebaut – und wie viel Licht kann er ab?

Mit Übung und Erfahrung wirst du diese Fragen intuitiv beantworten können.

Weiterlesen

👉 Schau dir auch unseren Beitrag Die besten Filme für Anfänger in der Analogfotografie an
👉 In unserem Beitrag „Filme richtig lagern – So bleiben deine analogen Schätze lange haltbar“ erfährst du mehr zur Lagerung von Filmen.

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