In einer Welt, die von hochauflösenden Farbsensoren und künstlicher Intelligenz dominiert wird, hält sich ein Film seit Jahrzehnten unerschütterlich auf seinem Platz: Ilford HP5 Plus.
Ein Film, der den Atem von Reportagen, Straßenszenen und Porträts trägt. Ein Schwarzweißfilm, der nicht nur Technik, sondern auch Gefühl transportiert. HP5 ist nicht perfekt – und genau das macht ihn perfekt für die analoge Fotografie.
Ob du gerade erst in die Schwarzweißfotografie einsteigst oder schon jahrelang analog arbeitest – dieser Film hat etwas für dich. In diesem Beitrag schauen wir uns seine Geschichte, Technik, Bildwirkung und Einsatzmöglichkeiten genauer an.
Herkunft und Geschichte des Schwarzweißfilms
Der HP im Namen steht für Hypersensitive Panchromatic – und blickt auf eine fast hundertjährige Geschichte zurück. Die erste Version des Films erschien bereits in den 1930er-Jahren. Seitdem wurde er über Generationen hinweg weiterentwickelt: von HP1 über HP3, HP4 bis hin zum heutigen HP5 Plus, der 1989 auf den Markt kam.
Hinter dem Film steht der britische Hersteller Ilford Photo, gegründet 1879. Ilford ist einer der letzten großen Namen der klassischen Filmentwicklung und hat sich über Jahrzehnte einen Ruf für zuverlässige, charakterstarke Schwarzweißfilme erarbeitet. HP5 ist dabei nicht nur ein Produkt, sondern ein Stück fotografische Kultur.
Technische Eigenschaften des Ilford HP5 Plus
Der Ilford HP5 Plus ist ein panchromatischer Film mit einer Nennempfindlichkeit von ISO 400 – das bedeutet, er reagiert auf das gesamte sichtbare Lichtspektrum und bietet eine gute Balance zwischen Empfindlichkeit und Bildqualität.
Was ihn besonders auszeichnet:
Gute Entwicklungskompatibilität: Funktioniert mit einer Vielzahl von Entwicklern (z. B. D-76, Rodinal, HC-110, Ilfosol 3, etc.).
Hohe Lichtempfindlichkeit (ISO 400): Gut für viele Lichtsituationen geeignet, vom hellen Tag bis zur Dämmerung.
Pushbar bis ISO 1600 (und darüber hinaus): In der richtigen Entwicklung lässt sich HP5 problemlos pushen – perfekt für Low-Light und experimentelle Looks.
Robuste Körnung: Sichtbar, aber angenehm – sie verleiht Bildern Charakter, ohne störend zu wirken.
Großer Belichtungsspielraum: HP5 ist fehlerverzeihend. Über- oder unterbelichtete Aufnahmen lassen sich gut retten – gerade für Einsteiger:innen ein Pluspunkt.
Bildlook und Wirkung
Der Bildlook von HP5 lässt sich schwer in Worte fassen – und genau das macht ihn so spannend. Er ist roh, direkt, ehrlich. Er bringt das Motiv auf den Punkt, ohne sich in Effekten zu verlieren. Die Tonwertabstufungen reichen von tiefem Schwarz über satte Mitteltöne bis zu feinen Lichtern – nie zu hart, nie zu flach.
Typische Merkmale:
- Moderater bis kräftiger Kontrast, abhängig von Entwicklung und Belichtung
- Angenehm sichtbare Körnung, besonders in Mitteltönen
- Natürliche, weiche Übergänge – ideal für Porträts und Street
- Zeitloser, dokumentarischer Look
In Push-Entwicklung wird HP5 härter, kantiger, dramatischer – ideal für Nachtaufnahmen oder starke Licht-Schatten-Situationen.
Einsatzbereiche und Stilrichtungen
HP5 ist ein Allrounder mit Charakter. Du kannst ihn fast überall einsetzen – und bekommst immer verlässliche, starke Ergebnisse. Besonders beliebt ist er in diesen Bereichen:
Street & Reportage
HP5 ist schnell und diskret. Der ISO-400-Film erlaubt kurze Belichtungszeiten, auch bei wechselnden Lichtverhältnissen – ideal für spontane Aufnahmen auf der Straße. Seine Körnung und Tonwerte verleihen urbanen Szenen Tiefe und Authentizität.
Porträtfotografie
Weiche Hauttöne, feine Kontraste, angenehme Unschärfen – HP5 eignet sich hervorragend für klassische Schwarzweißporträts. Gerade in natürlichem Licht zeigt er, wie stimmungsvoll ein Gesicht im Grauspektrum wirken kann.
Low-Light & Indoor
Dank seiner Pushbarkeit ist HP5 auch bei schlechtem Licht noch ein treuer Begleiter. Ob ISO 800, 1600 oder 3200 – mit entsprechender Entwicklung liefert er kontrastreiche Bilder mit viel Charakter.
Landschaft & Architektur
Auch wenn HP5 kein ultrafeinkörniger Film ist, funktioniert er erstaunlich gut für detailreiche Motive. Seine Schärfe und Tiefe machen sich in weitwinkligen Landschaften ebenso gut wie in grafischen Stadtaufnahmen.
Entwicklung und weitere Verarbeitung
Einer der größten Vorteile des HP5: Er ist einfach zu entwickeln – auch zu Hause.
HP5 verzeiht kleinere Fehler in der Entwicklung und funktioniert mit einer Vielzahl von Entwicklern. Besonders beliebt:
- Kodak D-76 / Ilford ID-11: Klassisch, ausgewogen, fein
- Rodinal: Knackige Schärfe, betonte Körnung
- HC-110: Sehr flexibel, gut für Push
- Ilfosol 3: Ideal für Einsteiger:innen
Auch bei unterschiedlichen Entwicklungszeiten oder Temperaturen zeigt sich HP5 stabil und kontrollierbar. Das macht ihn zu einem perfekten Film für alle, die mit DIY-Entwicklung starten wollen.
Fazit – Warum HP5 einer der besten Schwarzweißfilme ist
Wenn du nur einen Schwarzweißfilm für den Rest deiner analogen Laufbahn wählen dürftest – Ilford HP5 wäre eine sehr gute Wahl. Er ist:
- verlässlich, robust und vielseitig
- charakterstark, aber nie übertrieben
- einfach zu handhaben, zu entwickeln und zu scannen
- und vor allem: zeitlos schön.
HP5 ist kein Effektfilm. Er ist ehrlich. Er zeigt, was du siehst – aber auf seine eigene Weise. Und das ist manchmal mehr als genug.
Was verbindest du mit dem Ilford HP5?
Hast du schon mit dem Ilford HP5 Plus fotografiert? Teile deine Erfahrungen, entwickelten Bilder oder Lieblingsrezepte – ich freue mich auf den Austausch!
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